Unser Besuch bei der Amberger Tafel

Anlass für unseren Ortstermin bei der Amberger Tafel war die Spendenübergabe aus dem Erlös unseres Preisschafkopfes an der langen Kultur- und Einkaufsnacht in Sulzbach-Rosenberg. Unter dem Motto „Leerstand bespielen“ schafkopften im ehemaligen „Kornkistl“ 40 TeilnehmerInnen um die von lokalen Geschäften und Vereinen dankenswerterweise gestifteten Preise.

Der auf 800 € aufgerundete Erlös des Abends ging als Spende an die Amberger Tafel, wo der 1. Vorsitzende, Bernhard Saurenbach, unserer kleinen Delegation aus Sulzbach-Rosenberg (Martina Windisch-Keck, Paul Wolf, Roland Falk und Christian Koch) über eine Stunde lang hoch interessante und beeindruckende Einblicke hinter die Kulissen zur Arbeit der Tafel gab.

Unser „Chef-Organisator“ des Preisschafkopfs, Paul Wolf (rechts) und der 1. Vorsitzende der Amberger Tafel, Bernhard Saurenbach (links)

Die Amberger Tafel

Im Jahr 2005 gegründet und Mitglied im Bundesverband Deutsche Tafel e.V., hat sich die Amberger Tafel e.V. mit derzeit 274 Mitgliedern und 85 ehrenamtlichen Helfern zu einem wahren Logistikunternehmen entwickelt. Ausschließlich über Lebensmittel- und Geldspenden finanziert, werden jährlich ca. 30.000 Lebensmittelkörbe an Berechtigte abgegeben, an zwei Vormittagen je Woche an jeweils ca. 300 – 400 Abholer. Mit „Abholer“ sind sowohl Einzelpersonen als auch mehrköpfige Familien gemeint.

Etwa 2/3 der verteilten Lebensmittel spenden Märkte aufgrund einer noch unkritischen Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums. Der Rest sind Lebensmittelspenden von Unternehmen, Parteien, Vereinen und Privatpersonen. Die Lebensmittel werden von ehrenamtlichen Fahrern bei den Märkten abgeholt und in den Räumlichkeiten der Tafel für den kommenden Ausgabetag so vorsortiert, so dass dort eine reibungslose, zweckdienliche und gerechte Aushändigung erfolgen kann.

Wer ist als „Kunde“ berechtigt?

Alle Personen aus Amberg und dem Landkreis Amberg-Sulzbach (also auch Sulzbach-Rosenberg), welche Hartz IV/ALG II Empfänger sind, eine Grundsicherung im Alter haben (SGB XII), Wohngeld erhalten, Hilfe zum Lebensunterhalt bekommen (SGB XII) oder in einer vorübergehenden finanziellen Notlage sind. Diese Voraussetzungen treffen aktuell auf ca. 8.000 Personen aus Amberg und dem Landkreis Amberg-Sulzbach, also ca. 5 – 6 % der Bevölkerung, zu, welche bei der Tafel einen entsprechenden Ausweis beantragen können.

Bei jeder Abholung zahlt jeder Begünstigte 2 Euro, wodurch diese den Status „Kunde“ erhalten und auch so bezeichnet werden. Alleinstehende Personen, davon ein Großteil Frauen, bilden die größte Gruppe der Kunden, wobei im letzten Jahr der Anteil an Familien mit Kindern durch den Zuzug ukrainischer Flüchtlinge deutlich angestiegen ist.

Welche Lebensmittel werden ausgegeben?

Lebensmittel wie Backwaren, Milchprodukte, Obst und Gemüse, Kartoffeln, Eier, Kaffee, Cerealien und Getränke, welche das Mindesthaltbarkeitsdatum noch nicht oder in einem für den Verzehr unkritischen Maß überschritten haben. Oder aus anderen Gründen wie Schönheitsfehler in unserer scheinbar immer noch übersatten Gesellschaft nicht regulär verkauft werden können. Etwa 1/3 der abgegebenen Lebensmittel stammen aus Spenden.

Neben Lebensmitteln werden zu besonderen Anlässen auch andere Waren abgegeben, wie z. B. Schultaschen zu Beginn eines Schuljahres.

Auch Obst und Gemüse (oben) gehören zum Angebot der Amberger Tafel, sowie Kartoffeln (unten) deren Form kein automatisches Schälen in der Gastronomie erlaubt.

Wie wird die Abgabe organisiert?

Mit drei Kühltransportern holen ehrenamtliche Fahrer bei ca. 70 Lebensmittelmärkten, Metzgereien und Bäckereien aus Amberg und dem Landkreis Amberg-Sulzbach Lebensmittel ab. Jährlich werden so bei einer Fahrleistung von ca. 40.000 km ca. 250 Tonnen Lebensmittel zur Amberger Tafel gebracht.

Dort werden diese für den jeweils nächsten Ausgabetag (Dienstag und Freitag) nach Gruppen wie Kühlgut, Obst und Gemüse etc., sortiert. Die Abgabe an die Kunden erfolgt strikt nach festem Termin, welcher sich nach der Nummer auf dem Berechtigten-Ausweis richtet.

Den ehrenamtlichen Helfern obliegt die logistische Meisterleistung, an einem Vormittag an 300 – 400 Kunden die Lebensmittel so abzugeben, dass sowohl Gerechtigkeit als auch dem persönlichen Bedarf der Kunden genüge getan wird – und die Lebensmittel bis zum letzten Abholer an diesem Tag reichen. Ist dies (wie üblich) nicht der Fall, befindet sich im Keller der Amberger Tafel ein Lager mit gespendeten Lebensmitteln, welche bedarfsweise mit ausgegeben werden.

Das Reserve-Lager im Keller der Amberger Tafel kommt immer dann zum Einsatz, wenn die regulären Lebensmittelspenden vom Vortag nicht für den Abgabetag ausreichen – was regelmäßig der Fall ist. Unten: Gespendete Schultaschen welche zu Beginn des Schuljahres ausgegeben werden.

Vor welchen Herausforderungen steht die Amberger Tafel?

Jährlich ca. 30.000 Lebensmittelkörbe im Geldwert von geschätzt knapp 1 Mio. Euro an Bedürftige aus einem Einzugsgebiet mit über 140.000 Einwohnern – das ist kein Tropfen auf dem heißen Stein, sondern eine fundamentale gesellschaftliche Aufgabe, die eine große Lücke schließt, wozu der Staat nicht in der Lage zu sein scheint. Möglich ist die Bewältigung dieser Herkulesaufgabe nur durch mehrere Faktoren:

  • Eine ausreichende Anzahl an (aktuell 85) ehrenamtlichen Helfern. Deren relativ hohes Durchschnittsalter zeigt, dass – sicher hauptsächlich wegen der Einsatzzeiten vormittags – vor allem rüstige Rentnerinnen und Rentner dafür in Frage kommen, natürlich auch jüngere engagierte Leute mit der Möglichkeit, einen Vormittag in der Woche Menschlichkeit und Engagement zu zeigen.
  • Die stete Bereitschaft von Märkten, Metzgereien und Bäckereien, Lebensmittel zu spenden. Und ebenso die Unterstützung von Unternehmen, Parteien, Vereinen und Privatpersonen, mit Spenden den Lebensmittel-Vorrat aufzustocken.
  • Die Möglichkeit für Kunden, zur Tafel zu gelangen. Während aus Amberg gut die Hälfte, aus Sulzbach-Rosenberg grob geschätzt ein Drittel der grundsätzlich Berechtigten tatsächlich Kunden der Amberger Tafel sind, ist die Quote aus dem Umland weitaus geringer. Zu teuer und umständlich dürften von dort Anfahrten mit dem ÖPNV sein, als dass sie in Relation mit dem Nutzen eines Lebensmittelkorbes stehen.

Unser Fazit

Unser Preisschafkopf kam bei allen Teilnehmern sehr gut an, der Erlös diente einem ebenso guten Zweck. Für uns zwei Gründe, in Zukunft weitere Aktionen dieser Art zu veranstalten! Und vielleicht haben wir es mit diesem Bericht geschafft, euch zur Mitarbeit bei der Amberger Tafel oder einer Spende an die Tafel zu motivieren?